Manche können es kaum erwarten, für andere ist es der unnötigste oder traurigste Tag des Jahres – die Rede ist vom Valentinstag. Vor allem in den USA gehört der Valentinstag schon lange zur Liste der wichtigsten Tage des Jahres und in England ist es schon seit dem ausgehenden Mittelalter Brauch, seine Liebste an diesem Tag mit Gedichten und kleinen Geschenken zu verwöhnen. Und auch bei uns findet er langsam aber sicher immer mehr begeisterte Anhänger, wenn er auch nicht so zelebriert wird wie beispielsweise in den Staaten.
Gefeiert am 14. Februar ist der Valentinstag seit dem Mittelalter allen Liebenden gewidmet, die in traditionellerweise dafür nutzen, ihrem Partner durch diverse Aufmerksamkeit und -keiten zu zeigen, wie sehr man ihn liebt. Diese Aufmerksamkeiten sind dabei vielfältig und reichen vom romantischen Candlelight-Dinner über Paar-Wellness-Angebote zu kleineren und größeren Präsenten, die den früher üblichen Blumen- und Pralinengeschenke leider schon lange den Rang abgelaufen haben.
Entsprechend dem Konsumrausch der Verliebten haben Restaurants, Parfümerien und Floristen an diesem Tag Hochkonjunktur und auch Juweliere profitieren in hohem Maße vom „Tag der Liebenden“. Denn auch Heiratsanträge werden gern am „Valentinstag gemacht; ob die dort begonnen Ehen aber ein längeres Haltbarkeitsdatum haben als andere ist unbekannt!
Der Valentinstag – eine Erfindung der Süßwaren- und Blumenindustrie?
Und auch wenn böse Zungen behaupten, der Valentinstag sei eine reine Erfindung der Süßwaren- und Blumenindustrie, um den Umsatz in den eher schwachen Monaten nach dem ertragreiche Weihnachtsgeschäft noch einmal kräftig anzukurbeln, ist das nicht ganz korrekt! Denn auch der Valentinstag hat seine eigene Geschichte, wenn er auch erst spät zum Tag der Liebe wurde.
Die eigentliche Herkunft dieses Tages ist wissenschaftlich bis heute umstritten. Wahrscheinlich geht er aber auf den Heiligen Valentin zurück, dessen Fest seit dem Jahr 469 an eben diesem Tag begangen wurde. Er steht wie kein anderer für die Liebenden, auch wenn in seiner Figur wahrscheinlich sogar mehrere reale Märtyrer mit dem Namen Valentinus zusammenfließen, von denen der Heilige Valentin von Rom aber der wohl bekannteste, und für diesen Tag passendste, ist. So soll dieser beispielsweise römische Soldaten , denen die Heirat verboten war, getraut haben und der Legende nach, schon in Gefangenschaft, die blinde Tochter eines Aufsehers geheilt haben, der er kurz vor seiner Hinrichtung einen Brief schrieb, der unterzeichnet war mit „Dein Valentin“.
Und auch wenn der „Tag des Heiligen Valentin“ seit 1969 aus dem römischen Kalender gestrichen und somit kein Festtag im christlichen Sinne mehr ist, finden doch bis heute um ihn herum noch Gedenkgottesdienste statt, in dem auch Ehepaare eine Segnung erhalten.
Von Gedichten bis „Valentinsschlüssel“ – romantische Gesten standen im Vordergrund
Geht der Ursprung des „Tags der Liebenden“ also eigentlich auf einen Märtyrer zurück, lässt sich die Herkunft der heute gebräuchlichen Verwendung bis zum mittelalterlichen England zurückverfolgen. Seit dem 14. Jahrhundert nämlich, als die Tradition der höfischen Liebe im Kreis um den englischen Schriftsteller und Dichter Geoffrey Chaucer florierte, wird er mit der romantischen Liebe verbunden. Geoffrey Chaucer selbst war es auch, der in seinem Werk „Parlement of Foules“ 1382 diese Verknüpfung herstellte. Eine Beschreibung als jährliches Fest findet sich dann in der angeblich von Karl VI. von Frankreich verfassten „Charter of the Court of Love“. In ihr werden große Festlichkeiten am Hofe beschrieben, zu denen eben auch der Valentinstag gehörten. Dass diese wahrscheinlich nie so statt gefunden haben, sondern nur von dessen Frau Isabeau von Baviére erwünscht wurden, während sie in ihrem Schloss auf die Pest wartete, ist nebensächlich. Und auch in den „Paston Letters“ und William Shakespeares „Hamlet“ lassen sich ähnliche Assoziationen finden.
Zum eigenen Industriezweig wurde der Valentinstag erst viel später. Denn noch im 18. Jahrhundert war es in England üblich, an diesem Tag nicht nur seine Liebe zu zeigen, sondern diese auch mit Blumen, Gedichten und handgeschriebenen Grußkarten, den „Valentines“, zu bekräftigen. Gerne verschenkt wurden auch „Valentinsschlüssel“, ein romantisches Symbol und Einladung zum Aufschließen des Herzens der Schenkenden. Diesen erhielten übrigens auch Kinder, um Epilepsie, die auch „Sankt-Valentins-Krankheit“ genannt wurde, abzuwehren! Besonders Gedichte hatten einen hohen Stellenwert an diesem Tag und wer nicht selbst in der Lage war zu dichten, dem standen Werke wie das 1797 erschienene Buch „The Young Man´s Valentine Writer“ zur Verfügung, um an diesem Tag der Liebsten ein passendes Gedicht zärtlich ins Ohr zu flüstern.
Der Weg zum eigenen Industriezweig begann erst im 19.Jahrhundert
Aber schon ein Jahrhundert später begannen sich die Geschenke zu wandeln. Vor allem die Handgeschriebenen Karten wurden jetzt von massenhaft produzierten Grußkarten verdrängt, deren Ursprung übrigens in den USA liegt. Und auch Gedichte langten längst nicht mehr aus, um seine Angebetete zu überraschen. 1868 entwarf beispielsweise der britische Schokoladenhersteller „Cadbury“ sogenannte „Fancy Boxes“, dekorierte Pralinenschachteln in Form eines Herzens zum Valentinstag. Da bald schon andere Industriezweige das Potential des Valentinstag erkannten, dehnte sich die Praxis des Kartenaustauschs bis heute auf sämtliche Arten von Geschenken wie zum Beispiel auch Schmuck aus und nahmen des ursprünglichen Zauber etwas hinweg. Trotzdem gehört der Austausch von Karten immer noch in den USA und England zu den beliebtesten Traditionen am Valentinstag. Ungefähr 1 Milliarde werden beispielsweise in den USA an diesem Tag verschenkt, in Großbritannien sind es immerhin noch 25 Millionen. Und die durchschnittlichen Zahlen steigen weiter an!
Valentinstagsbräuche rund um den Globus
Auch wenn der Ursprungsgedanke in jedem Land gleich ist, wird er fast überall etwas anders begangen – oder eben gar nicht. In Ländern wie Thailand zum Beispiel konkurriert der Valentinstag nämlich mit dem dort geltenden Gesetzen wie dem Verbot des Austausches von Zärtlichkeiten und wird entsprechend streng kontrolliert.
Sind die USA und Großbritannien auch Vorreiter im Feiern und Beschenken an diesem Tag, so beläuft sich die Summe des für Geschenke und ähnliches ausgegebenen Geldes auf 1,3 Milliarden mit Tendenz nach oben und macht den Valentinstag dort schon zu einem inoffiziellen Feiertag, wird er in kaum einen anderem Land so ausufernd zelebriert. In Italien treffen sich die Liebenden zum Beispiel an Brücken und Gewässern, um dort ein „Liebesschloss“ mit ihren Namen anzubringen. Der Schlüssel wird anschließend ins Wasser geworfen, verbunden mit dem Wunsch, die ewige Liebe gefunden zu haben.
Eine sehr schöne Tradition haben auch Finnland und Estland. Dort wird der Valentinstag auch als „Ystävänpäivä“ bzw. „Söbrapäev“, als „Tag der Freunde“, begangen und anonyme Karten und kleine Geschenke, die auch den Freundeskreis einschließen, verschickt.
Und in Deutschland? Auch hier feiern wir den Valentinstag ähnlich wie in den Staaten und Großbritannien, nur etwas dezenter. Blumen werden an diesem Tag besonders gerne verschenkt und abends steht bei vielen ein Restaurant- oder Kinobesuch auf dem Programm. Allgemein sind die Auffassungen über den Valentinstag hier deutlich gemischter als beispielsweise in den Staaten. Viele Singles fühlen sich von ihm fast schon belästigt und auch Paare vertreten die nicht unberechtigte Meinung, dass Liebe keinen besonderen Tag braucht um gefeiert zu werden, sondern das jeder Tag ein „Tag der Liebe“ sein sollte. Auch ich stehe prinzipiell solchen künstlich hervorgehobenen Feiertagen eher skeptisch gegenüber; trotzdem schlägt an diesem Tag mein kleines Romantikerherz besonders heftig.
Denn vor allem in einer Zeit, die viel zu sehr von Pflichten und Aufgaben bestimmt ist und uns die Zeit buchstäblich durch die Finger rinnt und in der Beziehungen und Partnerschaften zu schnell zu einer Begleiterscheinung des Alltags werden kann, finde ich den Valentinstag eben als eine wunderbare Gelegenheit. Nämlich eine wunderbare Gelegenheit, einfach mal zu endschleunigen und sich Zeit zu nehmen – für den Partner, Freunde, Familie. Denn der Valentinstag ist der „Tag der Liebe“ – und die ist vielfältig. Nicht nur in Sexualitäten, sondern auch die Liebe zu Freunden und Familie kann und darf an diesem Tag gefeiert werden. Und es ist eine schöne Gelegenheit „Danke“ zu sagen und das muss nicht einmal mit besonders großen Geschenken sein.
Auch wir werden den Valentinstag feiern; allerdings deutlich kleiner als anderswo. Große Geschenke gibt es nicht, dafür werden wir abends zusammen ins Kino gehen und auf dem Weg dahin vielleicht irgendwo an einer Imbissbude eine Kleinigkeit essen. Aber vorher bringe ich der „Besten“ noch ein kleines Valentinstagsgeschenk vorbei. Denn der 14. Februar ist schließlich auch „Tag der Freunde“!